Mit Google Glass und iPad durch das Museum – Augmented Reality

Die Idee entstand im Winter 2013. Zum DLD im Januar wollte Metaio zeigen, was heute mit Augmented Reality möglich ist. Warum also nicht alte Kunst mit neuer Technologie verbinden, dachten sich die Macher der Münchner Software-Schmiede. Beim Bayerischen Nationalmuseum trafen sie auf offene Ohren. Die Generaldirektorin des Museums, Frau Doktor Eikelmann begrüßte uns persönlich zur Augmented Reality Führung durch ihr Museum. Sie erklärte, das sie es sehr gefreut hat, als Metaio mit der Idee auf sie zu kam. Auch Museen müssen sich überlegen, wie sie die junge Zielgruppe der Smartphone und Tablet Nutzer zukünftig ansprechen können. Selbst hätte das Museum auch nicht die finanziellen Mittel zur technischen Umsetzung einer solchen Anwendung gehabt und war deshalb gerne bereit mit Metaio zusammen zu arbeiten.

Insgesamt wurden fünf Kunstwerke “augmentiert”, das heißt mit virtuellen Informationen und Interaktionen versehen. Es wurden Exponate ausgewählt, die sich für zusätzliche Information in digitaler Form eignen und die sich damit aufwerten lassen.
Im Video werden alle fünf Stationen gezeigt:

Heilige Maria Magdalena, eine Schnitzerei vom berühmten Tilman Riemenschneider
Riemenschneider ist für seine Altarbilder berühmt. Da die fast unbekleidete Frau im 18. Jahrhundert nicht mehr zum Schamgefühl der Menschen passte, wurde sie aus dem Altar entfernt und durch eine dem Geschmack dieser Zeit angepassten Figur ersetzt. Über private Sammler landete das Original schließlich im Nationalmuseum. Die Metaio-Anwendung zeigt die Originalfigur virtuell umschlossen vom ursprünglichen Altarbild in der Münnerstädter Kirche bei Würzburg.


Ein Modell der Stadt München aus dem Jahr 1570
In dem sehr stark abgedunkelten Raum mit den antiken Modellen bayerischer Städte, die der Straubinger Drechslermeister Jakob Sandtner für Herzog Albrecht V. in der Zeit zwischen 1568 und 1574 angefertigt hat, befindet sich das zweite augmentierte Exponat. Eine Miniatur der Stadt München aus dem Jahr 1570 wird mit dem Bild des heutigen München überlagert. Die Frauenkirche als höchstes Gebäude dient zur Orientierung im Modell und der darüber sichtbaren Karte des heutigen München.

Bei diesem Exponat bekommt der Besucher die Entwicklung einer Stadt vom Mittelalter bis zur Gegenwart deutlich gemacht.


Judith mit dem Haupt des Holofernes
Diese sehr kleine Alabasterfigur wird durch Hinweise auf Besonderheiten aufgewertet, die der Besucher direkt an der Figur angezeigt bekommt. Damit wird sicher gestellt, das keines der wichtigen Details dieser feinen Arbeit des Künstlers Conrad Meit dem Auge des Betrachters verborgen bleibt.


Der schwebende Merkur
Die Brunnenfigur aus Bronze Hohlguß des Augsburger Künstlers Hubert Gerhard. Zu den Information rund um den Schöpfer des Werkes werden hier artverwandte Bronze Plastiken neben der Statue virtuell angezeigt. Um diese sehen zu können muss man um die Figur herum gehen. Dadurch sieht der Besucher automatisch das Kunstwerk von allen Seiten.


Der Mohrenkopf Pokal
Diese Anwendung fand ich besonders interessant. Der geschlossene Pokal bildet einen Mohrenkopf ab. Auf den ersten Blick ist der eigentlich Zweck des Pokals, daraus trinken zu können nicht ersichtlich. Deshalb bietet die Augmented Reality Anwendung die Möglichkeit in den Pokal hinein sehen zu können.


Die Technologie dahinter
Von der Technologie her ist die Anwendung nicht nur von Metaio direkt erstellbar. Auch Agenturen oder Dienstleister, die mit dem Entwicklungs-Kit von Metaio arbeiten, können solche Augmented Reality Programme erstellen. Technisch wird zuerst ein 3D-Abbild des Objektes gemacht. Diese Punktewolke im Raum dient der Software dazu, das Exponat aus allen Richtungen zu erkennen und die zusätzlichen Informationen direkt am Objekt einzublenden. Das Ganze funktioniert dann auch bei Bewegung des Tablets oder wenn der Google Glass Träger um das Exponat herum geht. Technisch ist bei dieser Anwendung noch darauf zu achten, das die App auch bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen funktioniert. Auch wenn die Sonne direkt in den Raum scheint sollten die Zusatzinformationen noch zuverlässig eingeblendet werden. Auch die Verbindung der eingesetzten Geräte via WLAN zum Internet muss permanent gewährleistet sein, damit die Software die Zusatz-Inhalte im Zugriff hat.

Aufwendiger als die letztendliche Programmierung ist das oftmals das Storyboard, oder die Idee, was man wie mit dem Exponat zeigen will. Möglichkeiten gibt es viele, in der Umsetzung wurde sowohl vom Museum als auch von Metaio darauf geachtet, nicht zu viel “Bling Bling” einzusetzen, wie Matthias Greiner berichtete. Eine intuitive Bedienbarkeit ist die Voraussetzung, dass auch mit Tablets komplett unerfahrene Nutzer im Museum mit der Technik umgehen können.

Museumsführung in der Zukunft
Im Vordergrund sollte immer das Exponat stehen und nicht die Software. Vor allem für Kinder und Jugendliche könnten virtuelle Museumsführungen wieder ein höheres Interesse an Museen schaffen. Eine Idee wie das aussehen könnte hat das japanische Sunshine Aquarium in Tokyo gezeigt. Mit seinem Penguin NAVI lotsen sie die Besucher zum Aquarium.
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[…] Hannes Schleeh hat schon sehr ausführlich, mit tollen Fotos und Videos auf schleeh.de berichtet! […]
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