Smartes Wohnmobil extrem- Dachluke fernsteuern

DISCLAIMER: Man kann es auch übertreiben und das habe ich im Falle dieser Umsetzung im Smartwomo definitiv getan. Also bitte nur nachmachen, wenn Ihr absolute Nerds seid und das passende Kleingeld dazu habt und bitte verzichtet auf Kommentare wie „Wer braucht denn sowas?“ „Das hat doch nichts mehr mit Camping zu tun!“ und so weiter. Wem das nicht gefällt soll es einfach nicht lesen und ansehen, das ist nichts für „Normalos“ sondern Hard Core Nerd Stuff! 😉

Elektrisches HeKi im Wohnmobil einbauen

Wenn es dem Nerd langweilig wird und schon fast alles im Smartwomo automatisiert ist, kommt er auf krude Ideen. ich habe seit mehreren Jahren den Nachrüstsatz der Firma RV-Tech GmbH von Professor Dr-Ing. Tim Nosper in emien Wohnmobil eingebaut. Damit kann man das ab Werk verbaute HeKi (Steht für Hebe-Kippdach, obwohl meines sich nur kippen lässt) elektrisch öffnen und schließen. Wie man das einbaut und wie das aussieht könnt Ihr Euch bei Jürgen oder bei der zweiten etwas kleineren HeKi-Dachfenster Art, bei Uwe in deren Video ansehen. Bei Uwe baut das sogar der Chef von RV-Tech persönlich ein.

Wie kann man sein elektrisches HeKi in Homeassistant fernsteuern?

Vorweg, die Steuerung von RV-Tech kann man über vier verschiedene Wege bedienen:

1. Am Knopf, der statt der Kurbel oben am Dachfenster eingebaut ist
2. Per Bluetooth und kostenloser App von RV-Tech (mit zusätzlicher Platine)
3. Per Funkfernbedienung von RV-Tech (noch eine zusätzliche Funkplatine und eine kleine Fernbedienung)
4. Per Funkplatine (Bietet RV-Tech als Sicherheit beim Losfahren an)

Erster Versuch Funkfernbedienung

Meine erste Idee war nun, die Funkfernbedienung zu nutzen. Dazu kann man sich bei „normalen“ Funkverbindungen dieses Gerät von Sonoff besorgen und mit der Fernbedienung anlernen. Dann kann man per Homeassistant die Sonoff Steuerung einbinden und das Fenster damit öffnen und schließen wie mit der Fernbedienung. Soweit meine theoretischen Überlegungen.

Warum sind „Rolling Codes“ gut und schlecht?

Was soll ich sagen, das Sonoff-Teil hat nicht funktioniert! Warum, konnte mir der immer nette und für meine Nerd-Fragen offene Tim Nosper sofort erklären. Seine Fernbedienung funktioniert mit sogenannten „Rolling Codes“. Das ist das, was sich alle Ducato Besitzer vor dem Baujahr 2019 immer gewünscht haben, damit potentielle Diebe nicht die Funksignale der Ducato-Fernbedienung abfangen können. Denn seit unserem Baujahr 2019 geht das nicht mehr. Das liegt daran, das der Funkschlüssel nie das gleiche Signal zu Öffnen oder Schließen an den Funkempfänger im Fahrzeug sendet, sondern jedesmal ein anderes. Dazu müssen aber Sender und Empfänger zusammen arbeiten und wissen wie der nächste Code auszusehen hat. Genau diese Sicherheit ist beim Dachfensterantrieb von RV-Tech verbaut.

Was passiert, wenn die Fernbedienungen keine „Rolling Codes“ haben, kann man auf Stellplätzen ausprobieren, wenn zwei Wohnmobile nebeneinander stehend einen Maxxfan haben. Dann kann man sich gegenseitig schön ärgern. Geht aber auch ohne fremde Hilfe, wenn man einen Amazon Firestick oder eine Qyster in seinem fahrenden Heim hat, wie dieser User auf Amazon berichtet.

Die Umsetzung der smarten Dachhauben Öffnung per Anlernen eines Gerätes per Funkbefehlen an der Fernbedienung, wurde in meinem Fall durch die Verwendung von „Rolling Codes“ verbaut. Daher sind die „Rolling Codes“ in diesem Fall schlecht für den Nerd.

Zweite Idee – per Bluetooth

Da sich das HeKi per App auch über Bluetooth öffnen lässt, könnte man das doch auch so lösen. Theoretisch geht das.

Das hat mir der Hersteller als Antwort auf meine Frage zur Umsetzung via Bluetooth geschrieben:

„Hallo Herr Schleeh,

wenn dann geht es nur über die serielle Schnittstelle des Bluetooth Moduls für die App Steuerung.

Sie müssten dazu den Bluetooth-Empfänger einmal über eine serielle Schnittstelle direkt an mit Ihrem PC verbinden und mit der App die verschiedenen Kommandos senden, deren serielle Codes Ihnen dann auf den PC angezeigt werden.

Wenn Sie diese Codes dann über Ihren Homeassistent nachbilden können und per Bluetooth verschicken können, sind Sie am Ziel.“

Ein Kollege aus der WomoLIN Gruppe auf Telegram hätte mir das auch gemacht, aber bei 2 bis 5 Stunden zu 180 Euro war mir das dann doch zu teuer und zu unsicher. Also wie dann?

Die Lösung – zwei Funkplatinen

Wir haben uns beim Einbau der elektrischen HeKi-Lösung am Anfang nur die Bluetooth App und den Regensensor gegönnt. Nach unserem Griechenland Urlaub in 2020 habe ich mir aber sehr schnell die Funkplatine fürs Schließen bei Zündung ein, nachgerüstet. Wenn Ihr schon mal mit komplett geöffnetem HeKi mit 90 km/h auf der Autobahn gefahren seid, dann wisst Ihr wovon ich schreibe.

Meine nächste Idee war nun, mit zwei Sendeplatinen an jeweils einem per Homeassistant gesteuertem Relais die Dachhaube in mein Homeassistant einzubinden. Herr Nosper hat mir erklärt, das diese Funkplatinen genau wie die Fernbedienung vier verschiedene Befehle an die Dachfenstersteuerung senden kann:

1. S0                   Öffnen
2. S1                   Schließen
3. S2                   Lieblingsstellung
4. S3                   Lüften

Die Platinen werden mit der gewünschten Funktion von ihm ausgeliefert. Ich habe mir eine mit der Funktion „Schließen“ und eine mit der Funktion „Lieblingsstellung“ bestellt. Dazu zwei Shelly 1 Plus Relais um die Platinen per Homeassistant zu schalten. Wie man an dem Bild der offenen Platine weiter unten sehen kann, wird dies durch Versetzen eines Jumpers erreicht.

Der Einbau

Wie bei den meisten smarten Lösungen braucht man im Smartwomo erst mal Strom. Ich wollte mir sowieso noch zwei USB-C Steckdosen auf der Ablage oben unter dem Dachfenster einbauen. Also dorthin 12 Volt Strom hin verlegen mit Kabeln die ausreichend Querschnitt haben, passend abgesichert sind und gegen Aufscheuern im Schutzrohr verlegt sind.

In der Box findet Ihr alle von mir verwendeten Teile, die man bei Amazon kaufen kann. Wenn Ihr sie über diese Links einkauft, bekomme ich eine kleine Provision und Ihr bezahlt keinen Cent mehr. Vielen Dank für Euere Unterstützung!

Dazu eine passende Box, in der links und rechts die USB-C Steckdosen eingebaut sind und innen genug Platz für die beiden Shellys, die zwei Funkplatinen und die Stromverteilung via Wago-Klemmen vorhanden ist. Später habe ich da noch den Raspberry Pi Zero WH für die Bluebattery2MQTT-Lösung von Dr. Daniel Fett in den Kasten rein gepackt, da dieser damit nahe am Bluebattery war. Wie das geht, findet Ihr hier!

Die Integration in Home Assistant

Shellys in Homeassistant einzubinden ist gerade bei den mit WLAN und Bluetooth bestückten Shelly 1 Plus ein Kinderspiel. Aber die Schaltung in Homeassistant sollte nur kurz ein- und gleich wieder ausschalten. Also nicht wie bei einem Licht, das man anschaltet um besser sehen zu können, sondern nur ein kurzer Stromstoß für die Funkplatine, damit diese den Befehl sendet und dann wieder still ist. Das hat mich dann fast so viel Zeit wie die Verkabelung mit 12-Volt Strom gekostet.

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Automation Schalter nur kurz an und sofort wieder aus

Damit die Funkplatinen den Funkbefehl senden können, erstellen wir in Homeassistant eine Automation, die den Schalter sofort (0,3 Sekunden) wieder ausschaltet. Wie die aussieht, seht Ihr hier für den Befehl Öffnen:

alias: Momentary HekiOpen
description: ""
trigger:
  - platform: state
    entity_id:
      - switch.heki_open
    from: "off"
    to: "on"
    for:
      hours: 0
      minutes: 0
      seconds: 0.3
condition: []
action:
  - service: switch.turn_off
    data: {}
    target:
      entity_id:
        - switch.heki_open
mode: single

… und hier für den Befehl Schließen:

alias: Momentary HekiClose
description: ""
trigger:
  - platform: state
    entity_id:
      - switch.hekiclose_switch_0
    from: "off"
    to: "on"
    for:
      hours: 0
      minutes: 0
      seconds: 0.3
condition: []
action:
  - service: switch.turn_off
    data: {}
    target:
      entity_id:
        - switch.hekiclose_switch_0
mode: single

Der Knaller auf dem Caravan Salon 2023

Bei meinem Besuch auf dem Caravan Salon 2023 am Freitag habe ich mehreren interessierten Besuchern meine Smartwomo Lösung gezeigt und die Fernöffnung der Dachluke mit anschließender Rückmeldung des Öffnungssensors in der App und Meldung am Smartphone, dass das Wohnmobil geöffnet wurde kam, sehr gut an. Besorgte Camper haben mich nur gefragt, ob es denn nicht hinein regnen würde. Aber ich konnte Entwarnung geben, denn zum einen steht unser Wohnmobil sicher in seiner Garage und zum anderen würde ja der Regensensor sofort wieder schließen, falls dieser naß wäre.

Die Kosten

Ich mache das weil es mir Spass macht und weil ich es (jetzt) kann. Brauchen tut das so gut wie niemand. Man kann sein HeKi auch mit Muskelschmalz und Drehgriff auf und wieder zu machen und es aus der Ferne tun zu können ist reiner Luxus. Deshalb ist das wirklich nur was für Nerds, denn das Ganze ist nicht ohne Kosten zu machen.

Hier meine Zusammenstellung der Kosten nur für die Steuerung:

• Zwei Sendeplatinen zu je 49,00 Euro plus Versand 3,50 Euro
• zwei Shelly 1 Plus zu je 18,00 Euro
  macht zusammen 137,50 Euro

Wie findet Ihr meine Nerd-Lösung? Ich bin begeistert!

UPDATE 10.11.2023 All-in-One Lösung von Uwe

Uwe vom Youtube-Kanal Iris und Uwes Womo-Welt hat mir eine noch kostengünstigere Lösung zugesandt. Ich selbst konnte sie bisher nicht umsetzen. Dazu brauchen wir dann nur noch eine der Funkplatinen von RV-Tech. Hier die Anleitung und die dazu notwendigen Teile:

So sieht die Verkabelung aus, die Uwe auf die Schnelle erfolgreich testen konnte:

Hier noch Screenshots von der Einstellung der Shelly UNI Kanäle in der Shelly App:

12 Volt Mini-Relais zum Schalten der Befehle der Dachluke

Vielen Dank an Uwe für diese tolle Vereinfachung, der mir auch seine tolle Benutzeroberfläche seiner HomeAssistant Lösung in seinem Prinz gezeigt hat. Uwe hat beruflich mit IT zu tun und deshalb ein tieferes Verständnis der Thematik als ich Frickler.

Neues Update von Uwe:

Uwe hat es jetzt professioneller in seien Prinz eingebaut. Dazu noch zwei Bilder von ihm. Vielen Dank an Uwe für die Bereitstellung dieser Verbesserung.