Literatur-Spam auf Wikipedia?
Wikipedia das Gehirn der Welt?
Wikipedia kennt jeder, die Plattform die den Niedergang der gedruckten Enzyklopädien ausgelöst hat. Das Wissensbuch der Welt. Wikipedia lebt von Menschen, die ihre Zeit opfern und Artikel über dieses Wissen schreiben und bearbeiten. Das ist auf jeden Fall lobenswert und deshalb habe ich auch schon für diese Plattform Geld gespendet, als ich einen Aufruf dazu auf der Startseite gesehen habe. Mit den Einträgen und auch der Strenge hat sich diese Plattform eine hohe Reputation im Netz erarbeitet. Was auf Wikipedia steht, hat Relevanz. Deshalb versuchen natürlich “böse” Menschen ihre Werbung dort einzustellen, am besten noch mit einem Link, denn das ist gut für die Suchmaschinen-Optimierung. Aber wo verläuft die Grenze zwischen Werbung und sinnvollen Inhalten?
Wikipedia die Streit-Community?
Das unten stehende Bild stammt von einem Aktiven der Wikipedia Deutschland und soll eine Mauer zeigen, die die Wikimedia Foundation mit neuer Software gegenüber den Insidern aufbaut.
„WMF building wiki wall in August 2014 caricature“ von Don-kun – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Ich finde das Bild sehr passend, nur das es aus meiner Sicht die Wikipedia-Insider zeigt, die eine Mauer gegenüber der Außenwelt aufbauen. Wie kleine Kinder im Sandkasten, die beschlossen haben keine weiteren Mitspieler mehr beim Sandburgen Bauen zu zu lassen.
Auf Netzpolitik.org schrieb Leonhard Dobusch am 24.August 2014 zum Streit der Wikimedia Foundation mit den alteingesessenen Freiwilligen:
Diese verbissene Kern-Community achtet mit Argusaugen darauf, das es den “Neulingen” möglichst schwer gemacht wird einfach etwas zum heiligen Gral des Wissens beizutragen. Das ist auch der Grund für die Software-Änderungen auf der Plattform. Denn wer als unbedarfter Nutzer auf dieser “speziellen” Plattform ein Konto anlegt und einfach drauf los schreibt erlebt meist ein blaues Wunder! Nicht nur, das er sich erst einmal mit der kryptischen Art der Eintragungen auseinandersetzen muss, sondern auch mit dem dort üblichen Gebaren.
Meine Erfahrungen mit Wikipedia
Vor ein paar Jahren habe ich zum ersten Mal versucht, einen Artikel zu meinem schon lange verstorbenen Großvater anzulegen. Der war als Nicht-Nazi nach dem Krieg Gründungsmitglied der CSU und 20 Jahre Stadtrat im schönen Rothenburg ob der Tauber. Man hat ihm sogar eine Straße gewidmet, die Hans-Schleeh-Steige. Diese Strasse führt aus dem Taubertal hoch zur Stadt und wurde auf seine Initiative und unter seiner Führung nach dem Krieg gebaut. Aus meiner subjektiven Sicht war das einen Eintrag in die Wikipedia wert. Aber hatte vergessen den Waschzettel der Wikipedia durchzulesen und schwupp nach fünf Minuten war der Eintrag gelöscht. Ich konnte gar nicht glauben, wie schnell das ging und habe es gleich noch mal eingetragen. Der zweite Eintrag war noch schneller weg, ohne Nachricht einfach so! Das motiviert ungemein. Aber ich habe danach versucht heraus zu finden, warum das der Fall ist. Nach längerer Suche bin ich auf die “Relevanzkriterien” gestossen. Dort ist festgelegt, wer wie mit welchen Verdiensten in die erlauchte Wikipedia rein darf. Für meinen Opa hat es nicht gereicht, er hätte Bürgermeister sein müssen.
Mein zweiter Versuch war vor ein paar Tagen. Vom Carl Hanser Verlag in München bekam ich mit meinen Autorenexemplaren eine Anleitung zu geschickt. Darin war neben der Anmeldung zur VG Wort eine detaillierte Anleitung für uns als Autoren, was man tun kann und soll um auf das Buch aufmerksam zu machen. Nachdem es mein allererstes Buch ist, habe ich alles erledigt was darin stand. Das war neben der Autorenseite bei Amazon und der Bewerbung in den sozialen Netzen eine Schritt für Schritt Anleitung, wie man das Buch als weiterführenden Literatur Hinweis auf Wikipedia platziert. Ohne diese präzisen Angaben hätte ich das gar nicht hin bekommen, denn die kryptischen Codes von Wikipedia sind mir nicht geläufig. Ein weiterer Aspekt, der mich an der Ehrenhaftigkeit und Richtigkeit meines Tuns nicht zweifeln ließ, war ein Gespräch mit dem Bestseller-Autor und Trainer Hans-Peter Zimmermann. Wir unterhielten uns in einem Hangout über den Unterschied zwischen einem Buch das im Selbstverlag herausgegeben wird und einem das über einen Verlag publiziert wird. Seiner Meinung nach ist der einzige Vorteil bei der Publikation über einen Verlag, das man das Buch bei Wikipedia eintragen kann.
Einen Literatur Hinweis eintragen? – Besser nicht!
Also habe ich am 3. September 2014 um 12:40 Uhr meinen zweiten Versuch unternommen etwas bei dieser “ehrwürdigen” Plattform einzutragen. Siehe da, es wurde nicht nach fünf Minuten gelöscht! Das gab mir Sicherheit, auch war ich der Meinung, dass das erste Buch zum Thema Hangout on Air weltweit auch genügend Relevanz besitzt um unter dem Begriff Hangout on Air erwähnt zu werden. Wir sind als Autoren ja auch schon mit Gunnar Sohns Artikel zur rechtlichen Thematik unter den Einzelnachweisen verlinkt gewesen.
Was ich nicht getan habe, ist die Wikipedia Relevanz-Kriterien durch zu lesen. Obwohl, hätte das etwas geändert? Von der hohen Reaktionsgeschwindigkeit der Wikipedia aus meinem ersten Versuch geprägt, habe ich mich gewundert das so lange gar nichts passiert ist. Es stand immer so ein kleines Symbol rechts über dem von mir geänderten Artikel. Dort stand das die Änderung noch gesichtet werden müsse.

Livestreaming mit Hangout on Air erschienen im Hanser Verlag – Das weltweit bisher einzige Buch zu Hangout on Air ist für Wikipedia nicht relevant
Am 11. September 2014 habe ich dann auf Facebook diesen Post eingestellt:
[facebook_embedded_post href=”https://www.facebook.com/Schleeh/posts/10203648713150693″%5D
Literatur-Spam ein Neologismus!
Die Reaktionen der Wikipedianer kann jeder selbst dort lesen. Man sitzt auf seinem Wiki-Thron und hat es geschafft sich über viele Artikel Relevanz und Macht zu erarbeiten. Neuen Autoren gegenüber werden erst Mal kryptische Abkürzungen und unverständliche Begriffe um die Ohren gehauen. Erwartet hätte ich einen konstruktiven Hinweis wie man es richtig macht. Stattdessen wird man belehrt, man solle doch die Wikipedianer als PR-Fuzzie in Ruhe lassen und der Eintrag wird als Werbung und Literatur-Spam bezeichnet.
„Spam 2“ von Bodo Akdeniz (cypher)
Original uploader was Cypher789 at de.wikipedia.
Later version(s) were uploaded by Jarlhelm, -jha- at de.wikipedia. – Transferred from de.wikipedia; transferred to Commons by User:Jutta234 using CommonsHelper.
(Original text : Selbst photografiert). Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Leider hat meine Suche zu dem Begriff “Literaturspam” oder auch “Literatur-Spam” kein Ergebnis auf Wikipedia zu Tage gefördert. Die Aufforderung zum Schreiben eines solchen Artikels habe ich nach einem kurzen Impuls ganz schnell unterdrückt, wer schreibt schon gerne für den Mülleimer und auf einer Plattform mit vielen unfreundlichen Wiki-Trollen.
Gunnar hat auf seinem Blog auch schon über die Konsens-Diktatur bei Wikipedia berichtet.
Mit dem Rechtsanwalt Martin Boden sprechen wir am Mittwoch 17.09.2014 um 20:15 Uhr in der Live-Sendung über diese Problematik.
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