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Der Autor auf Geschäftsreise in China

Warum schreibe ich diesen Blogpost

Seit 2014 beschäftige ich mich hauptberuflich mit China, Chinesen und den geschäftlichen Kontakten von und nach China. Oft werde ich gefragt, auf was man dabei achten soll oder muss.

Inzwischen werde ich sogar schon als China Experte bezeichnet, was mir aber sicher noch nicht zusteht. Klar habe ich mehr Erfahrung als ein Mensch, der nur ein- oder zweimal als Tourist in China war, aber unter China Experte verstehe ich wesentlich mehr.  Der Grund für diesen Blogpost ist es meine bisher gesammelten Erfahrungen den Lesern meines Blogs zur Verfügung zu stellen. Außerdem habe ich dann damit eine Informationsquelle für alle, die mich nach diesen Erfahrungen fragen.

Meine persönliche Einstellung zu China

Smog in Peking im November

Mein zweiter Vorname ist Neugier, deshalb bin ich immer sehr offen für Neues. Das hat mir am Anfang auch in der Beziehung zu China sehr geholfen. Unvoreingenommenheit hilft auch sehr. Wer offen, neugierig und freundlich auf fremde Menschen zugeht, macht meist die besten Erfahrungen. Bei mir kam ein großes Interesse an der asiatischen Kultur dazu, die aus meiner Jugend herrührt. Im Alter von 10 bis 17 habe ich Judo und Karate als Sport betrieben. Über China hört man bei uns meist nicht sehr viel Gutes. Oft setzt man China mit nicht geachteten Menschenrechten, billiger Massenware, Smogverseuchten Städten und vielen Fahrrädern auf der Strasse gleich. Vieles davon stimmt, aber China ist noch viel mehr. In China herrscht die Partei und deren Vertreter bestimmen was getan wird, aber das mit einem langfristigen Plan und mit der Absicht der Bevölkerung Wohlstand und ein gutes Leben zu ermöglichen. Dabei wird den Bedürfnissen des einzelnen Menschen kein oder sehr wenig Raum gegeben. Im Vordergrund steht das Wohl der gesamten Bevölkerung. Das hat wie alles im Leben Vor- und Nachteile. So dauert der Bau einer neuen Schnellbautrasse für einen ICE in China von der Planung bis zur Fertigstellung zwei bis vier Jahre, bei uns hat es bei der Strecke zwischen München und Berlin 30 Jahre gedauert. Individualität geht halt zu Lasten des Gemeinwohls, oder umgekehrt. Auf der anderen Seite wird man in China natürlich permanent überwacht. Früher waren das Zivilbeamte, die Ausländern auf Schritt und Tritt gefolgt sind. Heute wird das von modernster Technologie erledigt. Nur in Grossbritannien findet man annährend so viele Kameras wie in China. Jeder Platz, jede Strasse und jeder Hotelflur hat eine lückenlose Kameraüberwachung. Über Gesichtserkennungssoftware kann jeder Schritt beobachtet und überwacht werden. Näheres dazu finden Sie hier. Die Chinesen finden das in der Mehrheit gut, denn dadurch ist auch die Kriminalität in den großen Städten stark zurück gegangen. Straftaten und deren Täter können meist innerhalb kürzester Zeit gefasst und aufgeklärt werden. Ich fühle mich dadurch in chinesischen Städten genauso sicher wie in Griechenland in ländlichen Gebieten.

Die Menschen in China

Gut gelaunte Chinesen bei der Arbeit

Bisher habe ich nur nette und teilweise sehr herzliche Menschen in und aus China erlebt. Sicher sind Chinesen allein schon wegen ihrer einheitlichen Haarfarbe und den für uns ungewohnten Gesichtszügen leichter verwechselbar als westliche Artgenossen. Aber in China leben sehr unterschiedliche Menschen. Im Süden (Perlflussdelta) sind es vom Körperbau eher kleine und im Norden (Peking) eher größer gewachsene Menschen. Auch deren Sprache ist nicht dieselbe. In Südchina, Kanton sprechen die Einheimischen Kantonesisch und in anderen Regionen gibt es meist auch einheimische Dialekte oder Sprachen. Offizielle Amtssprache in ganz China ist Mandarin. Ähnlich wie Englisch in Europa biete diese Sprache die Möglichkeit sich mit allen zu verständigen. Mit ein paar kleinen Sätzen die man selbst auf Mandarin aufsagen kann, bricht man sehr schnell das Eis und zeigt seinem chinesischen Gegenüber, das man sich für Land und Leute interessiert.

Chinesischer Name und Visitenkarten auf chinesisch

Visitenkarten und ein chinesischer Name mit Bedeutung sind sehr wichtig.

Vor Antritt der Reise sollte man sich Visitenkarten mit chinesischer Übersetzung von einem guten Übersetzungsbüro erstellen lassen. Wichtig ist es dabei, sich einen chinesischen Namen mit einer Bedeutung „machen“ zu lassen. Eine meist nur phonetische Übersetzung des deutschen Namens könnte entweder eine schlechte oder gar keine Bedeutung beim chinesischen Gegenüber haben, oder können Sie etwas mit chinesischen Namen anfangen und sich diese gut merken. Sie wollen ja bei ihrem Gegenüber in guter Erinnerung bleiben. Dann sollten Sie sich gerade beim Namen und der Visitenkarte Mühe geben. Traditionell werden in China Visitenkarten mit beiden Händen übergeben, wobei das in den großen Geschäftsmetropolen Chinas auch schon nachläßt. Wichtiger bei diesen „modernen“ chinesischen Geschäftspartnern ist dann oft der WeChat Account und eine Verbindung über diese chinesische Allzweck-App. Über WeChat, das in Ansätzen dem uns bekannten WhatsApp am Ähnlichsten ist, kann man in China nahezu alle wichtigen Dinge im Alltag erledigen. Mit Tenpay und der Brieftasche wird nahezu überall im Land bezahlt. Didi das chinesische Pendant zu Uber kann direkt aus WeChat heraus bestellt werden und bucht die Fahrt dann auch direkt über die App ab. Um als Ausländer, chinesisch Lao Wei, in China mit WeChat bezahlen zu können, muss man ein paar Tricks anwenden. Wie genau das geht, habe ich in diesem Blogpost erklärt.

Erstes Treffen mit chinesischen Geschäftspartnern

Der Boss sitzt in der Mitte – die wichtigsten Teilnehmer links und rechts daneben
Gegenüber die deutschen Gäste

Über die richtige Art seinen chinesischen Partnern gegenüber zu treten habe ich sehr viel gehört und beigebracht bekommen. Man nennt das dann „interkulturelles Training“. Auf gut Deutsch bedeutet das , man bringt einem Hund bei, wie er sich richtig verhalten sollte, wenn er auf eine Katze trifft. Leider bringt man den Katzen auch bei, wie man sich gegenüber einem Hund richtig verhalten sollte. Genau das ist mir auf meiner ersten Chinareise passiert. Im Hotel angekommen wurden wir vom Leiter des Amtes für auswärtige Angelegenheiten persönlich begrüßt. Ich legte ihm, wie ich es kurz vorher gelernt hatte, die Hand nur leicht in die seine. Man hatte uns gewarnt zu fest zuzudrücken, denn das könnte auf chinesischer Seite als Aggresivität verstanden werden. Mein Gegenüber hatte dagegen anscheinend gelernt, das man einem Westler ruhig ordentlich fest die Hand drücken soll, weil man sonst als Weichling wahr genommen werden könnte. Auch hier muss man natürlich zwischen dem „modernen“ und dem traditionellen China unterscheiden. Gerade in ländlichen Regionen oder beim Zusammentreffen mit älteren Menschen ist es immer besser sich auf die lokalen Gegebenheiten einzustellen. Also im Zweifel besser den Händedruck nicht zu stark ausführen und die Visitenkarte beidhändig überreichen. Apropos Visitenkarten, achten Sie darauf immer genügend davon dabei zu haben. Denn ohne Visitenkarte könnten Sie bei ihrem Gegenüber Gesicht verlieren, das bedeutet sie würden in dessen Achtung fallen. Meine chinesische Mitarbeiterin prüft immer, ob wir genügend Visitenkarten dabei haben und nimmt oft für unsere Chefs selbst welche mit, damit diese auf keinen Fall Gesicht verlieren.

Themen über die man in China und mit Chinesen nicht sprechen sollte

Platz des himmlischen Friedens in Peking

In China und allgemein in Asien wird sehr ungern über negative Dinge gesprochen. Negatives wird meist stark verklausuliert rüber gebracht, was uns Westlern die Kommunikation stark erschwert, sind wir nicht wie Chinesen sehr feinfühlig und über Jahre hinweg darin geübt. Trotzdem sollte man sehr stark darauf achten gerade zu Beginn einer Geschäftsbeziehung möglichst nur über positive Dinge zu reden. Tabuthemen in China sind Menschenrechte, Religion und Religiöses, aber auch Tibet und der Aufstand am Platz des himmlischen Friedens. Über die eigenen Kinder und die Familie zu reden und Bilder davon zu zeigen ist durchaus üblich. Gemeinsamkeiten erhöhen das Zusammengehörigkeitsgefühl stark. Genauso mögen es Chinesen, wenn man ihr Land und den Fortschritt darin lobt.

Erster gemeinsamer Geschäftstermin

Setting offizieller Regierungsempfang in China
die Wichtigkeit der Teilnehmer nimmt mit der Entfernung zum Chef ab

Das erste geschäftliche Zusammentreffen ist meist sehr förmlich, egal ob in Firmen oder auf Regierungsebene. Man sitzt sich dabei gegenüber, streng nach Hierarchie geordnet. Bei Firmen ist es meist so, das der wichtigste Vertreter in der Mitte sitzt und die Wichtigkeit seiner Mitstreiter zu den beiden Seiten hin abnimmt. Bei Treffen mit Regierungen oder Behörden findet man oft das Setting, dass am hinteren Ende des Raumes zwei Sessel für die Führer stehen und dann auf der Seite eine oder mehrere Reihen für die weiteren Teilnehmer. Auch hier zeigt die Entfernung zum Boss die Stellung und „Wichtigkeit“ der Teilnehmer an. Sollte man Sie in der zweiten Reihe ganz unten platziert haben, sind sie der „unwichtigste“ aus chinesischer Sicht. Bei diesen förmlichen Sitzungen werden oft alle Teilnehmer und deren Funktionen vom Chef oder seinem Adlatus vorgestellt, oder man lässt diese sich selbst kurz vorstellen.

Dies ist Teil eins und wird in Kürze fortgesetzt. Fragen und Anmerkungen gerne in den Kommentaren.

Hier geht es zu den weiteren Teilen:

Teil 2 Essen und Trinken in Gesellschaft

Teil 3 Always online in China

Teil 4 Eindruck machen mit chinesischen Präsentationen