Meine Frankenstein #GoogleGlass lebt – aus zwei defekten Datenbrillen eine gemacht

Meine erste echte Google Glass habe ich am 15. Mai 2015 persönlich beim Verkäufer in der Nähe von Mannheim abgeholt. Ich hatte ja 2013 schon eine aus dem 3D-Drucker auf der re:publica 13 getestet. Die erste war nur noch ohne echte Brillengläser, die ich zu dem Zeitpunkt auch noch nicht brauchte.

Was macht man mit zwei kaputten Datenbrillen?

Leider hat sie nur bis Juni 2015 gehalten. Durch einen Bruch der Leiterbahn zur Batterie hat der vordere Teil keine Energie mehr bekommen. Alle Wiederbelebungsversuche inklusive eines sechsmonatigen Aufenthalts an der Technischen Hochschule Ingolstadt konnten die Hightech-Brille nicht wieder zum Leben erwecken.

Google und Hardware – Zwei Welten treffen aufeinander

In dem Blogpost „Gebrauchte #GoogleGlass wird zum teuren Elektronikschrott- kein Austausch keine Reparatur!“ hab ich meinem Unverständnis über die Verweigerung einer Reparaturmöglichkeit freien Lauf gelassen. Google ist ein Software und Algorithmen Unternehmen und kann einfach nicht mit Hardware umgehen.

Zusatz 6.02.2017:

Eben auf der Hilfeseite zu Google Glass entdeckt! Dort steht:

Repair
Neither Glass nor any of its accessories contain any parts that you or a friend could service yourselves—repairs should only be made by an authorized technician. Unauthorized repairs or modifications could result in permanent damage to the equipment, and may affect your warranty coverage.

Auf Deutsch übersetzt bedeutet das:

Reparatur
Weder Glass noch irgendeines seiner Zubehörteile enthalten Teile, die Sie oder ein Freund selbst warten können – Reparaturen sollten nur von einem autorisierten Techniker vorgenommen werden. Unbefugte Reparaturen oder Umbauten können zu dauerhaften Schäden am Gerät führen und Ihre Garantieabdeckung beeinträchtigen.

Das hat mir erst die Zornesröte ins Gesicht getrieben und mich dann laut lachen lassen.

1. Die Garantie läuft nur schlappe 12 Monate ab Verkauf. Das bedeutet, es gibt heute keine einzige Google Glass mit Restgarantie. (Verkauf wurde in 2015 eingestellt)
2. Man kann schon selbst was dran machen, ist nicht wirklich leicht bei den winzigen Bauteilen, aber das es geht habe ich ja bewiesen.
3. Mit der sehr teuren Entwicklerversion der Google Glass hat Google viele treue Anhänger verärgert. Wie Sascha Pallenberg zur Recht auf Mobilegeeks.de geschrieben hat.

Das Foto von Sascha habe ich übrigens auf der Cebit 2014 auf der roten Pressetour im Bus gemacht.

Die Vorteile eines Smartphones auf der Nase machen süchtig!

Die Möglichkeiten, die man mit einem Smartphone auf der Nase hat, machen dann doch ein wenig süchtig! Also musste eine neue Google Glass her. Wie schon bei der ersten, wurde ich am 28. August 2015 zum zweiten Mal auf Ebay-Kleinanzeigen fündig. Bei nur fünf Euro mehr kam das „neue“ Modell mit einem zusätzlichen Brillengestell. Inzwischen hatte ich auch meine erste richtige Brille vom Optiker bekommen und deshalb konnte eine zweite „richtige“ Brille nicht schaden.

Auch für das Optik Studio am Lenbachplatz in Schrobenhausen war es die erste Datenbrille, die dort mit echten Brillengläsern ausgestattet wurde.

Markenzeichen in China – Google Glass und ein toller chinesischer Name

In China war die Datenbrille der Renner und hatte sich auf der Delegationsreise im November 2015 zu meinem Markenzeichen entwickelt, wie ich im März 2016 aus den vielen Nachfragen unserer chinesischen Freunde nach der Datenbrille entnehmen konnte.

Die Google Glass ist definitiv nicht Wasserdicht!

Im Juni 2016 ging es wieder einmal nach Peking. Dort habe ich für die Jesuitenausstellung in Ingolstadt den dortigen Jesuitenfriedhof mit meiner neuen 360° Kamera erfasst. Wie man auf den 360° Bilder sehr schön sehen kann hat es geregnet wie aus Eimern. Juni ist kein guter Monat für Datenbrillen! Da muss ich in diesem Jahr wohl besser aufpassen!

Ich habe niemals gedacht, dass das meiner Google Glass was ausmachen könnte. Robert Scoble hat die schließlich unter der Dusche aufgehabt und der ist nichts passiert.

Aber nach über einer Stunde im strömenden Regen war die Datenbrille aus. Ich konnte sie danach zwar wieder einschalten, bekam aber nur noch einen komplett grünen und später blauen Bildschirm. Weder ein Bild noch ein Ton waren dem naß geregnetem Teil zu entlocken.

Sieben Monate Google Glass Entzug – Aus zwei mach eine

Diese Woche habe ich es dann gewagt. Sieben Monate ohne Google Glass waren lange genug. Eine dritte kaufen kam nicht infrage. Also entweder zwei zerlegte defekte Datenbrille oder eine die funktioniert.

Zwei Stunden Operation am offenen Herzen unter der Lupenlampe. Da muss man schon etwas Gewalt anwenden, um die verklebten Plastikteile ab zu bekommen. Wie man die Google Glass auseinander nimmt, konnte ich sehr gut auf der Internetseite catwig.com  nach vollziehen.

Die Jungs haben Pionierarbeit geleistet. Mit den hoch auflösenden Bildern der Seite konnte ich an die defekten Teile heran kommen. Einen kurzen Schreck musste ich hinnehmen, als ich erkennen musste, dass meine erste Google Glass ein Mainboard aus 2013 und die Wassergeschädigte aus 2014 war.

Daher passten nicht alle Anschlüsse und einer blieb unverbunden. Denn ich habe den hinteren Teil (Akku und Knochenschall-Lautsprecher) der neuen Google Glass mit dem vorderen Teil der älteren verbinden. Auch die WLAN Antenne musste ich etwas kappen, da ich den Batteriebügel nicht öffnen wollte. Man bekommt ihn hinterher nicht mehr ordentlich zu.

Die Frankenstein Google Glass lebt!

Meine Erwartung an ein mögliches Ergebnis waren sehr gering. Aber die fertige Frankenstein Google Glass konnte sich sogar optisch sehen lassen. Nur unten am Bügel ist eine leicht aufgebogene Stelle im Plastik, die aber niemand sehen kann, wenn ich die Brille aufhabe.

Dann der Versuch die Brille anzuschalten. Spannung hoch drei! Siehe da es kommt ein Bild von einer roten Batterie im Display. Klar, die Batterie war nach so langer Zeit vollständig entladen. Also ran an das Original Google Glass USB-Kabel und warten bis genügend Saft im Akku ist. Dann konnte ich die Datenbrille problemlos einrichten.

Dr. Thomas Schwenke hat mich mit seinem Kommentar dann noch richtig zum Lachen bekommen. Seine Doktorarbeit hat er über das Recht im Zusammenhang mit Datenbrillen geschrieben. Ich durfte auch einen kleinen Teil dazu beitragen.

Wer die sehr interessante und tief gehende Doktorarbeit von Thomas lesen möchte, kann sie sich kostenlos auf seiner Internetseite herunterladen. Einfach auf das Bild klicken!

So jetzt noch ein Vignettenbild von mir eben im Auto dann muss die gute Frankenstein Google Glass wieder an das Ladegerät. So ein klitzekleiner Akku hält halt nicht ewig!