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Die Cloud ist gut für den Landwirt, wenn er sie nicht bemerkt

Hannes Schleeh

Kuhstall

Von einem landwirtschaftlichen Magazin wurde ich beauftragt einen Artikel über Cloud Computing in der Landwirtschaft zu erstellen. Meinen Ruf als Internet Techie habe ich in der Landwirtschaft über Jahre hinweg gefestigt. Bei den Maschinenringen war ich 1997 der Erste und Einzige mit einer Email-Adresse. Als ich 1999 eine Internetseite für den Verband und die GmbH anschob, musste ich mir Sprüche wie: „Was wollen wir denn mit Internet in der Landwirtschaft, das ist doch nur was für Spinner!“ Manchmal behalten die Spinner dann doch Recht und es kommt wie von ihnen prophezeit.

So eine Prophezeiung oder Vision hatten wir dann bei Mission Future 2008. Wir haben überlegt, wie es wohl in 10 Jahren sein wird? Die anwesenden „Spinner“ kamen gemeinsam zum Schluss, dass es 2018 genügend Bandbreite und überall Zugang zum Internet geben wird. Wir gingen von einer linearen Weiterentwicklung der Leistungssteigerung bei Computern und einem entgegengesetzten Trend bei Kosten und Verfügbarkeit für Rechenleistung im Netz aus. Ergebnis: Wir werden nur noch dumme Terminals mit großen Bildschirmen und schnellem Zugang zum Internet haben. Das nennt man heute Cloud Computing, womit wir wieder beim Ausgangsthema wären.

Mission Future 2008

Für Nicht-Landwirte, die sehr oft das allgemein verbreitete „Landliebe-Image“ dieser Branche im Kopf haben ist es schwer vorstellbar, was denn Landwirtschaft mit Cloud-Computing zu tun haben könnte. Aber selbst die modernen und hoch technisierten Landwirte wissen oft nicht, was Cloud Computing ist. Ganz einfach, weil sie es nicht mitbekommen wenn es bei ihren Lieferanten im Hintergrund eingesetzt wird.

Für den Landwirt ist Cloud Computing gut, wenn er davon nichts bemerkt. Ein moderner Landwirt hat gar nicht die Zeit sich mit solchen Details herum zu schlagen, steigt doch die Arbeitsbelastung auf den Höfen jedes Jahr an. Eine Arbeitskraft in einem deutschen Landwirtschaftsbetrieb ernährt inzwischen an die 150 Menschen. Da muss man sich auf seine Geräte und Programme verlassen können. So wie Junglandwirt Gerald Maatmann aus Niedersachsen, der auf seinem Milchviehbetrieb eine Cloud basierte Software einsetzt, um genau zu wissen, welche seiner 80 Milchkühe trocken steht oder demnächst besamt werden muss. Erklärung für die Nicht-Landwirte, „trocken stehen“ bedeutet die Kuh gibt keine Milch regeneriert und wartet darauf wieder befruchtet zu werden.

An dem Beispiel wird schon klar, warum Landwirte Unterstützung durch moderne Software brauchen. Früher (1950) hatte ein normaler bayrischer Durchschnittsbetrieb 15 – 20 Kühe im Stall. 2011 waren es durchschnittlich 48 in ganz Deutschland und 31 in Bayern. Tendenz stark steigend. Wenn es ein Landwirt da noch schafft, alle Kühe auseinander zu halten und deren Trächtigkeit, Krankheitsverlauf, Milchleistung und Futterbedarf im Kopf zu behalten, ist er ein prima Kandidat für die Sendung Wetten das!

Noch sind wir weit entfernt von den riesigen Dairy Farms, wie ich sie 1997 in den USA besichtigen konnte. Die Anlage, die wir dort besucht haben, hatte über 2.000 Milchkühe. Wenn es um Effizienz geht und die muss man beim heutigen Milchpreis an den Tag legen, dann werden auch wir nicht um weiter steigende Betriebsgrößen herum kommen. Aus diesem Grund setzen immer mehr Landwirte auf effiziente Programme mit Cloud Anbindung, wie den Kuhplaner, den Gerald Maatmann einsetzt.

Quelle: Wikipedia Gunnar Richter Namenlos.net

Die Vorteile der Cloud basierten Stall-Software liegen auf der Hand. Von jedem Rechner mit einem Internet Browser zugänglich, kann die Software am Smartphone, Tablet oder Stall-PC aufgerufen werden. Um die Datensicherung muss sich der Bauer auch nicht kümmern, die findet automatisch mit der Eingabe auf den mehrfach abgesicherten Servern des Anbieters statt. Genau wie dort eventuelle Updates eingespeilt werden und dem Anwender sofort zur Verfügung stehen. Auch Viren und Würmer findet der Landwirt nur noch auf dem Acker oder in seinen Tieren. Bei Cloud Computing bekämpft die Software Schmiede die unangenehmen virtuellen Tierchen. Dann darf auch mal dem Auszubildenden das Smartphone in die Gülle fallen. Bei vorhandener Internetanbindung ist das Smartphone futsch aber die Daten sicher in der Cloud.

Allein über die Datensicherheit machen sich deutsche Bauern Sorgen. Seit den Enthüllungen um die Abhördienste wie PRISM sehen sich Cloud Computing Anbieter vielen kritischen Fragen ausgesetzt. Letztlich fragt man sich aber, was es die Schlapphüte in den USA interessiert, wenn in Niedersachsen oder Bayern eine Kuh trocken steht. Das Wichtigste ist die ständige Verfügbarkeit der Daten. Das Schlimmste wäre ein totaler Datenverlust.

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