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IT-Gipfel mit IT-Kindergarten – Treffen der grauen Eminenzen

Er ist nun Geschichte, der IT-Gipfel 2012 in Essen. Wir haben unsere Mission erfüllt. Am Ende der Pressekonferenz habe ich dem Bundeswirtschaftsminister Dr. Philipp Rösler unseren Vorschlag zur Gesetzesänderung überreicht. Meine Rückschau auf die Veranstaltung.

Graue Eminenzen auf dem IT-Gipfel

Ich war ja schon auf vielen Veranstaltungen und Kongressen, aber der IT-Gipfel war schon vom Beginn an anders. Direkt am Eingang rieb ich mir verwundert die Augen, sah es doch aus wie am Flughafen. Nette Hostessen am Check-in Schalter die statt Flugtickets Namensschilder ausgaben. Dann eine zweispurige Handgepäckkontrolle mit Ganzkörper-Metalldetektoren zum Durchlaufen. Sicherheitsstufe 1! Nur wir von der Presse wurden so gefilzt. Nebenan wurden die geladenen Gäste ohne dieses Prozedere eingelassen. Na ja, wenn man sich die Rohre mancher Fotografen ansieht versteht man das.

Veranstalter war in diesem Jahr die ThysenKrupp AG in Essen. Die Location im ThyssenKrupp Quartier war dem Anlass entsprechend hochkarätig.

Begonnen hatte der IT-Gipfel bereits am Tag davor mit dem Young-IT Day! Young-IT was ist das eigentlich? IT-Kindergarten? Was bedeutet Young? Bezieht sich das auf die IT, oder auf die Menschen? Könnte ich als frischer IT-Gründer mit 50 Lenzen da noch mitmachen, oder bin ich dafür als Mensch zu alt? Warum hat man von der Young-IT auf dem Gipfel nur eine schlecht besuchte Lounge gesehen? Junge und jung Gebliebene (so wie Gunnar Sohn und ich) IT und Internetaffine hätten dem Treffen der grauen Eminenzen sicher in einem höheren Verhältnis gut getan. Aber man hat die jungen Wilden lieber im Kindergarten des Young IT-Days unter Aufsicht gestellt. Nicht auszudenken, wenn unangepasste Wilde dadurch die grau-schwarze Masse mit bunten Flecken durchlöchert und dem braven IT-Gipfel damit so etwas wie Aufbruchsstimmung verpasst hätten.

 

Wir haben uns in unseren Tweets darüber ordentlich ausgelassen, das die Veranstaltung viel zu brav war. Auf der nur im Pressezentrum aufgestellten Twitterwall war dann außer uns und unseren Mitstreitern auch nicht all zuviel geboten. An allen Ecken und Enden stieg einem der Geruch der Selbstbeweihräucherung in die digitale Nase. Selbst beim leidigen Thema Breitbandausbau wurde schön geredet, was nicht schön ist. Gunnar Sohn geht in seinem Blogpost detailiert auf die Schieflage ein. Er schreibt:

Es ist eine Bühne für Schulterklopfereien und der Präsentation von neuen Broschüren über die Wunderwelt der Digitalisierung und Vernetzung. Dialog, Partizipation, Transparenz? Fehlanzeige. Klarheit über den Stellenwert der vernetzten Ökonomie, Politik und Gesellschaft steht bei diesem Schaulaufen der Eitelkeiten nicht an erster Stelle der Themenagenda. Im Gegenteil. So wurde mehrfach von Mitgliedern der Bundesregierung behauptet, man habe das Ziel des Breitbandausbaus erreicht. Ein schnelles Internet sei die Voraussetzung für die Szenarien, die auf dem Gipfeltreffen unter dem Stichwort “Intelligente Netze” vorgestellt wurden.

Auch Philip Banse stellt die Schönwetter Malerei in seinem Interview auf DRadio bloß:

 

Trotz aller Kritik, wir haben den IT-Gipfel ausgewählt, um dem Minister die versprochene Aufstellung zur Änderung des Rundfunkstaatsvertrages zu überreichen. Wo kommt man sonst so nah an einen deutschen Wirtschaftsminister ran und kann mit ihm ein paar Sätze sprechen und wo wäre der Anlass geeigneter als dies auf einem IT-Gipfel zu tun. Denn um Videolivestreaming erlaubterweise zu machen, braucht es außer einer breitbandigen Internetanbindung auch einer Änderung der veralteten Mediengesetze.

Ich möchte mich denn auch in diesem Zusammenhang ganz herzlich bei meinem Bloggerfreund Gunnar Sohn für die Unterstützung bedanken. Gemeinsam ist man immer besser als Allein. Für mich ist das das wichtigste Resümee der Aktion. Das ist auch der Benefit beim sozialen Netzwerken. Wer das verstanden hat, dem gehört die Zukunft.

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