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Google Glass sinnvoll oder Spionage Tool

Dient die Einführung der Datenbrille Google Glass dem Fortschritt oder dem Ausbau der totalen Überwachung und Kontrolle der Menschen?

Letzte Woche ging es heiß her auf meinen sozialen Netzen zum Thema Google Glass. Nachdem im Feuilleton der  FAZ ein sehr negativer Artikel der 28 Jahre jungen Journalistin Antonia Baum zu lesen war, habe ich diesen mit der Überschrift: “Mit dieser überheblichen Technologiefeindlichkeit werden wir es in Deutschland noch weit bringen!” geteilt.

Dann ging es auf Facebook ab:

Auf Google Plus habe ich den Link zur FAZ mit dem Titel “Technologiefeindlich hoch drei” eingestellt. Der Unterschied zu Facebook ist frappierend. Ganz zum Schluss hat sich einer kritisch zur Technologie geäußert. Nicht, das hier der Eindruck entsteht, ich wäre ein Knecht von Google oder würde jede Technologie unkritisch übernehmen. Ich stehe der totalen Überwachung unserer Daten genauso kritisch gegenüber wie viele Menschen. Aber die Technologie ist neutral. Sie kann zum Segen oder zum Fluch werden. Das entscheiden die Menschen, die diese Technologie ein setzen.

Besonders ärgerlich machen mich Leute, die einen Google Glass Träger alleine wegen dem Gadget auf der Nase in eine Schublade packen. Das nimmt teilweise religiöse Formen an. So wie die Drohung: “Wenn Du das Ding auf der Nase hast, rede ich nicht mehr mit Dir!” Oder der oft gesagte Blödsinn: “Mit der Brille werde ich unbeobachtet fotografiert und gefilmt, damit sind alle Persönlichkeitsrechte zum Teufel!”

Kreuz der Religion

Diesen Pauschalverurteilungen halte ich entgegen, das eine Datenbrille noch keine Gesetze ändert und das jemand der heimlich fotografieren oder filmen will das schon lange ohne das Nasenfahrrad von Google machen kann. Wenn dann die Argumente ausgehen kommen die Glass-Gegner ganz am Ende mit dem Preis: “Ich kaufe mir doch kein Spionagegerät der NSA für 1.500 Dollar!” Der Preis ist für die Brille sicher zu hoch. Die super strengen AGB’s und die fast wie Knebelverträgen wirkenden Vereinbarungen der ersten Google Glass Nutzer werden genau wie der Preis bei der Verbraucherversion Anfang 2014 anders aussehen. Ich habe hier bereits einen Preis von 300 bis 600 Euro prognostiziert. Wie es ist mit einer Google Glass auf der Nase habe ich in meinem re:publica Experiment an mir selbst getestet.

Hannes Schleeh mit Google Glass aus dem 3D Drucker

Für die Google Glass gibt es wie für jede Technologie positive und negative Anwendungsfälle. Damit sich meine geneigten Leser einen kleinen Überblick verschaffen können habe ich für beide Szenarien ein paar Beispiele zusammengestellt. Auf meinem Youtube-Kanal findet Ihr eine Playliste zu Google Glass. Dort stelle ich regelmäßig neue interessante Videos zum Thema ein.

Aber jetzt erst Mal die negativen Beispiele:

Erste Festnahme gefilmt mit Google Glass. Was soll das? Wo bleiben die Persönlichkeitsrechte des jungen Mannes?

Ist zwar aber eine Parodie, aber ein Einsatz der Google Glass wie in diesem Video ist sicher auch nicht die feine englische Art:

Kommen wir zu den sinnvollen Anwendungen:

Hände frei und Blick frei während der Operation:

Via Google Glass an einem anderen Ort anwesend sein:

Unter diesem Link habe ich auf Google Plus ein Video eines achtjährigen autisischen Mädchens gefunden, das mit Hilfe von ausgedruckten Karten der Anweisungen für die Google Glass zusätzliche Wörter gelernt hat.

Ihr Vater Thomas Mackel schreibt dazu auf Google Plus:

“Wo ein Wille ist , wird das Gehirn einen Weg finden. … Vor vier Jahren hatte meine autistische Tochter nur einen Wortschatz von weniger als 20 Wörtern. Ihre Sprache war begrenzt auf “ Trinken „, “ Milch „, “ Nein“, “ Au“, “ Stop“…… Meine Tochter ist ein Genie in der Nutzung von Tablett-Computern, Anwendungen und Spielen, und sie liebt YouTube . Ihr Gehirn macht wasserfall ähnliche Fortschritte in dem Moment, wenn ein Gerät am Ende der Anstrengung als Belohnung einen YouTube Video zeigt. Ich zeigte ihr, wie sie ein YouTube Video zu sehen bekommt, wenn sie richtig mit der Android Spracherkennung kommuniziert. Soviel Geduld wie ein Computer hat nahezu kein Mensch. Inzwischen lernt sie sehr gut innerhalb von nur wenigen Minuten. Sie nahm ein Foto von mir auf und hat es erfolgreich getwittert. Sie schickte eine Ich liebe dich-Nachricht an ihre Mutter. Jetzt werde ich ihr beibringen, das Touchpad zu bedienen. Google Glass wird ein wichtiges Instrument der Zukunft für Therapien bei Autisten werden und zu besseren Lebensbedingungen führen.”

Er hat mir erlaubt, den kurzen Video seiner autistischen Tochter hier zu veröffentlichen.

Mit Technologie ist es wie mit Beton. es kommt darauf an, was man daraus macht!

Auf der InsideAR am 10. und 11. Oktober wird von den Metaio Entwicklern eine Google Glass in München mit der neuen Anwendung gezeigt. Wir sind mit bloggercamp.tv in der Olympiahalle und berichten live von der Veranstaltung.

Auch auf dem #streamcamp13 werde ich eine Session zur Google Glass anbieten. Wie Livestreaming mit der Datenbrille geht hat Tim Poole in seiner Berichterstattung aus dem Gezi Park sehr schön gezeigt.